Pleißaer arbeiten knapp 70 Jahre Ortsgeschichte auf

Früher wurde in dem Ortsteil in drei Sälen getanzt - heute wird in vielen Metallbetrieben gearbeitet. Zur Wandlung des einstigen Dorfes ist eine Chronik erschienen.

PLEIßA - Vor knapp 70 Jahren gab es in dem jetzigen Limbach-Oberfrohnaer Ortsteil Pleißa 16 Lebensmittelgeschäfte und drei Tanzsäle. „Das kann sich heute niemand mehr vorstellen, ist aber wahr", sagte Ortsvorsteher Michael Nessmann. Die Zahl der Tanzsäle sowie Lebensmittelgeschäfte ist heute auf null geschrumpft. Dafür existieren mehr Gewerke in Metallindustrie und Großhandel. Diese und noch viel mehr Zahlen und Fakten über Pleißa sind ab jetzt in einer Chronik, die die Entwicklung des Ortes von 1945 bis 2012 darstellt, nachzulesen. Vor fünf Jahren kam dem Ur-Pleißaer Manfred Lindner eine Idee: das Wissen um den Ort, seine Betriebe und Einwohnerzahlen für die Nachwelt festzuhalten. Er ist 77 Jahre alt, kann sich an die Kriegszeit und die Jahre danach gut erinnern. „Aber was nützt es, wenn ich das alles für mich behalte? Was nicht aufgeschrieben wird, geht verloren", erzählte er. So begann Lindner, in der Nachbarschaft, bei Freunden und Anwohnern Pleißa`s Fragen zu stellen - nach alten Straßen, Bauerngütern, Geschäften, Familiennamen. Vor zwei Jahren hatte er dann eine gewaltige Sammlung von Informationen zusammen und fragte beim Ortsvorsteher an, ob Interesse an einer Chronik bestehe. Der bejahte das Projekt. Doch bloße Zahlen und Tabellen fanden beide zu langweilig. Da kam schließlich Neidhart Kamprath ins Spiel, der ebenfalls in Pleißa lebt und den Vorschlag einbrachte, die Chronik mit Bildern anschaulicher zu gestalten.

Zwei Jahre lang trafen sich die Herren Lindner und Kamprath regelmäßig und trugen Zahlen, Daten, Fotos und Aussagen von Anwohnern zusammen. „Viele Pleißaer entwickelten durch unsere Erfahrung historisches Bewusstsein. Bis zum Schluss kamen immer wieder neue Daten dazu, die den Leuten plötzlich eingefallen sind", erzählte Neidhart Kamprath.

Auf 46 Seiten sind Ortspläne, Bürgermeister seit 1824, die Entwicklung der Einwohnerzahlen, die Anzahl von Bauerngütern, Handwerksund, Gewerbebetrieben sowie Gaststätten aufgelistet. Ein Fazit: Pleißa hat sich seit seiner Gründung gegen Ende des 12. Jahrhunderts radikal verändert. Der einst vorwiegende Erwerbszweig - die Landwirtschaft - existiert heute kaum noch. Während 1945 immerhin 47 Bauerngüter gezählt wurden, sind es heute noch zwei. Die Weiterentwicklung der neuen Technik verlangte Mitte des 20. Jahrhunderts größere Flächen. So wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren Ablauf und Struktur im bäuerlichen Gewerbe wesentlich verändert und die ersten Schritte der Zusammenlegung der 47 einzelnen Bauerngüter begonnen.

DIE CHRONIK wird offiziell am Samstag bei der Versammlung des Heimatsvereins vorgestellt und ist über den Ortsvorsteher Michael Nessmann für 9,50 Euro erhältlich.

VON BJÖRN JOSTEN | Quelle : „Freie Presse" vom 06.03.2014

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